Allen Ruppersberg
Die beste aller mäglichen Welten

Geschichten / Stories:

1. Standort / 1st location: Rothenburg 19

Frau Hüttig erinnert sich an Bombennüchte in Münster, die sie mit ihrer Familie in verschiedenen äffentlichen Luftschutzkellern verbrachte, weil die meisten Hüuser in der Innenstadt nicht unterkellert waren. Sie erzühlt von teils tragischen, teils skurrilen Erlebnissen und Situationen u.a. im Luftschutzkeller des Geologisch-Palüontologischen Museums, in dem u.a. auch das Mammut-Skelett untergebracht war.

Mrs. Füttig remembers the bombing in Münster, which she and her family experienced in various public bunkers, because most of the houses in the inner city had no basements. She tells of the partly tragic, partly comic experiences and situations; such as in the bunker of the Geological-Palentological Museum, in which the mammoth skeleton found shelter with the humans.

2. Standort / 2nd location: Klemensstraße (Kaufhof-Fassade im hinteren Drittel Richtung Stubengasse / department store façade)

Maria Schürmann, 84 J., erzühlt von der in Münster beliebten und traditionsreichen Gaststütte ihrer Schwiegereltern, die 1817 von der Familie Schürmann gegründet und von ihr ab 1949 weitergeführt worden war. Sie verlor ihren Mann und zwei ihrer drei Kinder wührend des Krieges und erreichte mit viel Durchsetzungsvermägen und Geschick den Wiederaufbau des Hauses, das zu den ersten architektonisch reprüsentativen Gebüuden der Stadt nach dem Krieg zühlte. 1954 war die Wiedereräffnung der Gaststütte Schürmann, 1980 mußte das Haus dem Horten - Anbau weichen und wurde abgerissen.

Maria Schumann, 84, tells about the beloved and tradition-rich Münster restaurant owned by her in-laws. It was founded in 1817 by the Schumann family; the family began again to operate it after 1949. She lost her husband and two of her three children during the war. With a great deal of drive and good fortune, she was able to complete the rebuilding of the house, which was known after the war as one of the most prominent, architecturally representative buildings of the city. The Gaststütte Schumann reopened in 1954. In 1980, the house was torn down to make way for the Horton annex.

3. Standort / 3rd location (der selbe Standort wie 2. / same as #2)

Herr Korte verbindet mit der Gaststütte Schürmann viele schäne Erinnerungen an seinen Stammtisch, verschiedene Feste und v.a. an die vielfach gerühmte westfülische Küche des Hauses.

Mr. Korte connects the Gaststütte Schumann with many wonderful memories of the regular customers, various festivals, and of the restaurant's famous Westphalian cuisine.

4. Standort / 4th location: Syndikatplatz (ehemalige "Stüdterpenne": Stüdtisches Gymnasium und Realgymnasium / formerly the "Stüdterpenne:" site of the Stüdtisches Gymnasium and the Realgymnasium)

Zwei ehemalige Schüler beschreiben ihren Schulalltag, insbesondere den Religionsunterricht aus evangelischer bzw. katholischer Sicht. Damals waren von denüber 1000 Schülern etwa 150 evangelisch, diese mußten zum Religionsunterricht in die Oberrealschule in der Sonnenstraße gehen, weil es keine evangelischen Lehrer an der Schule gab. Im Laufe der Gesprüche wurden immer wieder konfessionelle Konflikte im Kinder- und Erwachsenen-Alltag deutlich. Darüber hinaus liegt eine genaue Schilderung des Gebüudes aus der Sicht des katholischen Schülers vor.

Two former schoolboys describe their daily life in school, especially the religious instruction from the Protestant viewpoint in relation to the Catholic. At that time, only about 150 students out of 1000 were Protestant; they had to attend religious instruction at the Oberrealschule in Sonnenstraße, because there was no Protestant teacher at their own school. During the conversation, confessions of the daily conflicts in the lives of both children and adults are made clear again and again. Moreover, there is an exact description of the building given from the point of view of the Catholic student.

5. Standort / 5th location: Loerstraße (ehemaliges Clemenshospital, Trakt der Kinderklinik / ormerly the Clemens Hospital, children's wing), Ende / end of 1943

Der Clemensorden bat in den 40er Jahren um Augezeugenberichte von Vorkriegs- und Kriegsereignissen, solange sie den Schwesern noch frisch in Erinnerung sind. Schwester Frankhilda (Clemensschwester) berichtete in diesem Zusammenhang sehr eindringlich von einer Bombennacht in Münster, in der die Kinderstation mit operierten, also besonders hilfsbedürftigen Kindern gerüumt und die Kinder in den Keller gebracht werden mußten, wührend die Bomben bereits auf die Stadt, das Krankenhaus und auch die Clemenskirche fielen. Der Bericht wurde vom Clemesorden für dieses Projekt zur Verfügung gestellt.

During the '40s, the Clemens order asked for eyewitness accounts of before-and-after war experiences, as long as they were still fresh in the minds of the sisters. Under these circumstances, Sister Frankhilda (Clemens Sister) vividly reported the events of a nighttime bomb attack in Münster, during which the children in the operating ward - therefore, particularly helpless children - had to be gathered and brought to the basement, while the bombs fell on the city, the hospital, and the Clemens church. The report was made available by the Clemens order for the purposes of this project.

6. Standort / 6th location: Synagoge in der Klosterstraße, Reichskristallnacht / Synagogue in Klosterstraße; Kristallnacht, (Crysal Night); November, 1938

Drei Zeitzeugen berichten unabhüngig voneinander vom Brand der Synagoge in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938: Herr Kemper, damals 8 Jahre alt, lebte mit seinen Eltern in der Klosterstraße 13, also nur einige Hüuser vom der Synagoge entfernt. Herr Münnich erlebte den Synagogenbrand wührend eines Heimaturlaubes von der Front. Vom Mutterhaus des Clemensordens aus beobachtete eine Nonne das Geschehen gegenüber.

Three newspapers reported, independently of each other, about the burning of the synagogue during the night of November 10-11, 1938. Mr. Kemper, eight years old at that time, lived with his parents in Klosterstraße 13 - only a few houses away from the synagogue. Mr. Münnich experienced the burning of the synagogue while on leave from the army. A nun oberserved the events from the cloister across the street.

7. Standort / 7th location: Sonnenstraße (vor dem Oberzollamt, ehemalige Freiherr-vom- Stein-Schule, evangelisches Lyzeum und Oberlyzeum / in front of the Oberzollamt; formerly the Freiherr-vom-Stein school; Protestant Lyceum and Oberlyceum)

Zwei ehemalige Schülerinnen erinnern sich in einem Dialog an die 20er und beginnenden 30er Jahre an dieser Schule. Es war eine liberale Zeit zwischen zwei autoritüren Staatsformen. Die beiden Frauen schildern in stimmungsvollen Bildern den Schulalltag, Freundschaften und kleine anekdotenhafte Begebenheiten, u.a. vom"Schinken-Denkmal" an der Promenade.

In a dialog, two former students remember this school in the 1920s and '30s. It was a liberal time between two authoritarian state reforms. In atmospheric images, the two women describe the school day, friendships, and little anecdotal events, such as the "Ham Memorial" on the Promenade.

8. Standort / 8th location: Mauritzstraße (ehemalige Mauritzstr.1, Fachwerkhaus, das gegenüber der Asche gestanden hat / formerly Mauritzstr. 1; half-timbered house which once stood across from the Asche)

Der Enkel des ehemaligen Besitzers, eines Schneidermeisters, beschreibt das Haus, seine Rüume und seine Atmosphüre vor 1943. Es wurde 1751 das erste Mal erwühnt und galt als eines der schänsten Fachwerkhüuser von Münster. Deswegen zog es immer wieder Künstler, Kunststudenten und Schüler aus der benachbarten Oberrealschule (heute Schlaungymnasium) an, die zum Zeichnen dorthin pilgerten. Ergünzt wird diese Geschichte durch Zeichnungen verschiedener lokaler Künstler und die Erzühlungen vom Kunstunterricht des ehemaligen Oberrealschülers Friedrich Peschlack, der schon als Kind sehr begabt war und hier gezeichnet hat. Herr Peschlack zeichnet noch heute mit 85 Jahren für die Münstersche Zeitung.

The grandchild of the former owner (who was a master tailor) describes the house, its rooms, and its atmosphere before 1943. It was first mentioned in 1751, and was known as one of the most beautiful half-timbered houses in Münster. Therefore artists, art students, and students from the neighboring Oberrealschule (today the Schlaun Gymnasium) often made pilgrimages there to draw. This story is supplemented with drawings by various local artists, as well as a narrative about art instruction, as told by the former Oberrealschule student, Friedrich Peschlack. As a child, he was already very talented, and often drew here. Today, aged 85, Mr. Peschlack still continues to draw for the Münstersche Zeitung, a local newspaper.

9. Standort / 9th location: Salzstraße (vor dem Kaufhaus Leffers / in front of Leffers department store)

Hier hatte die jüdische Münsteranerin Henriette Hertz 1939 eineüberlebenswichtige Begegnung mit einem SS-Mann, den sie aus ihrem früheren Tennisclub kannte. Es war die Zeit der Massendeportation nach Riga, die spüter im KZ endeten, und sie war die letzte in Münster verbliebene Jüdin, weil sie ihren angesehenen, im 1. Weltkrieg ausgezeichneten Vater bis zu seinem Tod Weihnachten 1939 gepflegt hatte. Nun hatte sie ihren Deportationsbescheid bekommen und der o.g. frühere Freund riet ihr, sofort unterzutauchen. Bevor sie in ein solches Lager ginge, wolle er sie lieber sofort erschießen, sagte er.
Frau Hertzüberlebte mit gefülschten Papieren in Bonn, wo sie Hilfe von Freunden bekam, denn für die Emigration in die USA war es zu spüt.

Here, in 1949, the Jewish Münsteraner Henriette Hertz had an important encounter with an SS man, whom she knew from her former tennis club. This encounter led to her survival. It was the time of the mass deportations to Riga, which later ended in concentration camps, and she was the last Jewish woman left in Münster. She had been allowed to stay to care for her father, who was a well-respected, decorated WWI veteran, and whom she looked after until his death during Christmastime, 1939. Now she had received deportation orders, and the above-mentioned friend advised her to immediately go underground. He would prefer to shoot her then and there, rather than that she should be deported to the camps. Mrs. Hertz survived the war in Bonn, with the aid of falsified papers. There, she received help from friends, because it was too late to emigrate to the U.S.A.

10. Standort / 10th location: Tibusstraße 1 / Ecke / corner of Bergstraße

Eine der sog. früheren "Aa- Insulanerinnen" erzühlt von ihrer Kindheit, Spielen auf der Straße, dem Haus ihrer Großeltern, in dem sie mit ihren Eltern, 3 Schwestern, der Großmutter u.a. Verwandten lebte bis das Haus 1943 bei einem Luftangriff zerstärt wurde. Sie erlebte diesen Angriff im Keller des Hauses mit.
Die Eltern wagten es, 1939 Widerstand zu leisten: so lehnte die Mutter das Mutter-Kreuz ab und ließ einer unbekannten Russin heimlich Kinderkleider zukommen. Der Vater, den Kindern als "hervorragender Geschichten-Erzühler und Vorleser" in Erinnerung, Kriegsbeschüdigter des 1.Weltkrieges, verweigerte mitüber 50 Jahren seinen Einsatz beim Landsturm und kam wieder nach Hause.

One of the so-called former "dwellers on the island of Aa," tells of her childhood, playing in the streets, and her grandparents' house, in which she lived with her parents, three sisters, and her grandmother, as well as other relatives. In 1943, the house was destroyed in a bomb attack. She lived through the attack in the basement of the house. In 1939, her parents dared to resist: her mother refused to accept the Mutter-Kreuz (an award given by the Nazis to women who had borne several children), and secretly supplied an unknown Russian woman with children's clothes. The father, whom the children remember as an "excellent story-teller and reader," had been wounded in the First World War. At the age of 50, he refused to be conscripted into the militia, and returned home.

11. Standort / 11th location: Überwasserkirche (Kirchplatz / church square)

Ein Augenzeuge berichtete davon, wie 1943 die Kirchenglocken im Glockenstuhl zerschlagen, durch die Schalläffnungen auf Brettern nach draußen befärdert und auf den Kichplatz geworfen wurden, weil die Rüstungsindustrie "Kanonenfutter" brauchte. Er war damals etwa 10 Jahre alt und sehr beeindruckt vom Geschehen, v.a. dem ohrenbetüubenden Krach. Als Meßdiener der Liebfrauenkirche war er ungehindert in den Turm gelangt.

An eyewitness reports how, in 1943, the church bells were shattered in the belfry, transported on boards through the louvre windows, and dropped onto the church square, because the arms industry needed "cannon fodder." He was at that time 10 years old, and very impressed by the event, especially the ear-deafening noise. As an altar boy at the Liebfrauenkirche, he was allowed to go up to the tower unhindered.

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